lehrt Designtheorie und Philosophie an der Fakultät für Gestaltung an der Hochschule Mannheim
„Bibliothek für Designer“
lehrt Designtheorie und Philosophie an der Fakultät für Gestaltung an der Hochschule Mannheim
„Bibliothek für Designer“
Umgangssprachlich wird unter Design meist Produktdesign verstanden, das der Repräsentationsfunktion dient und als Statussymbol eingesetzt wird. Ein Käufer zeigt Mitmenschen, dass er viel Geld hat. Man denke nur an „Designermöbel“. Manche glauben auch, dass man die Qualität des Designs an der Verkaufsquantität ablesen könne. Dann wäre ohne Zweifel der De korationskram, der um Ostern und Halloween die Supermärkte befüllt, das Beste, was Design zu bieten hat. Wenn Design nicht mehr wäre als Statussymbol und Marktgängigkeit, müsste man sich damit nicht beschäftigen.
Die gesellschaftliche Relevanz und die politische Dimension des Designs wird deutlich, wenn man bedenkt, dass Designer grundsätzlich an der Schnittstelle arbeiten, wo bloß Gedachtes in Wirklichkeit überführt wird. Was Entwickler aller Art, zum Beispiel Ingenieure, Techniker oder Schreiber, sich ausgedacht haben, wird erst, nachdem der Designer entschieden hat wie es aussehen soll, in Wirklichkeit umgesetzt. Die phänomenale Welt, wie wir sie als Alltagswelt wahrnehmen, ist ein Resultat von Designprozessen. Der Designer steht damit am Ende einer langen Kette von Menschen, die an Ideen gearbeitet haben, und zwar genau an der Stelle wo, metaphorisch gesprochen, das Kind in die Welt gesetzt wird. Deswegen gilt, dass es nicht zuletzt an den Designern liegt, wie die Welt in Zukunft aussehen wird. Dieser großen Verantwortung bewusst, haben viele Gestalter Vorstellungen entwickelt, wie eine Welt aussehen könnte, die etwas humaner wäre als die jetzige.
Die Reflexion auf die gesellschaftliche Situation gehörte damit zum Standard vieler Designer. Von der Arts & Crafts-Bewegung, über den Werkbund, das Bauhaus, bis zur Ulmer Schule gehörte diese politische Dimension des Designs zum Selbstverständnis. Im Klartext hieße das, Design müsse der Verbesserung der Lebensqualität dienen. Das war zwar ein sehr allgemeines, aber sachnahes Kriterium für gute Gestaltung. Man war sich zwar häufig nicht einig, welches Design einer solchen Verbesserung der Lebensqualität dienen könnte, wie die Funktionalismusdebatte der Zwischenkriegszeit zeigt. Damals wurde darüber gestritten, ob bei der Gestaltung der Monofunktionalismus oder der Plurifunktionalismus vorzuziehen sei. Über das Ziel aber herrschte Einigkeit. Innovation im Sinne des erweiterten Designbegriffs müsste sich also daran messen, inwieweit ein neues Produkt sachnahe nachweisbar zu einer Verbesserung der Lebensqualität führt. Wobei es zugestandenermaßen inhaltlich gar nicht so einfach zu bestimmen ist, was das heißt. Die Basis guten Designs sind Vorstellungen dessen, was man in der Antike „gutes Leben“ genannt hat. Und was darunter zu verstehen ist, müssen Gesellschaften immer wieder neu bestimmen. Dazu Ansatzpunkte zu finden ist eine der wichtigen Aufgaben dieser Veranstaltung des Designzentrums Rhein Neckar.
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